Volkstrauertag 2022 – Zehntklässler gedenken den Gefallenen

Am Sonntag, den 13.11.2022 haben sich einige Schüler der Lehenbachschule auf dem Friedhof in Winterbach versammelt, um dort den Opfern der Kriege zu gedenken. Die Schüler und Schülerinnen trugen selbstgeschriebene Reden und Gedichte vor. Ein ganz großes Dankeschön für diese Beteiligung und die wundervollen Beiträge geht an: Marvin Eberle, Ben Kächele, Edina Bonasch, Elijah Schmid, Leonie Fischer und Lilly Bork. Geplant und angeleitet wurden die Schüler von Frau Fischer und Herrn Luckert. Auch ihnen ein großes Dankeschön. 

Ben Kächele:

Wir haben uns heute hier versammelt, um zu gedenken und nachzudenken. Gedenken an die, die ihr Leben gelassen haben oder ihr Leben lang unter den Auswirkungen des Krieges litten und es bis heute tun. Eine für mich unvorstellbare Situation, der wir durch den Krieg in der Ukraine wieder so nah wie lange nicht mehr sind. Nachdenken darüber, ob sich diese Ereignisse wiederholen dürfen und warum diese Menschen sterben mussten. Unsere Verantwortung als Zeugen dieser Verbrechen ist es, aktiv daran mitzuwirken, das sich dies nicht wiederholt.

John Lennon singt in seinem Lied „Imagine“ von 1971 „Imagine all the people, living life in Peace” also stell dir all die Menschen vor, wie sie ihr Leben in Frieden leben. Das sollten wir für die Zukunft lernen: Ein friedvolles Leben zu führen.


Marvin Eberle:

Hallo, ich bin Marvin und 15 Jahre alt.
Seit dem 24. Februar 2022 verfolge ich die schrecklichen Nachrichten und furchtbaren Bilder vom Krieg in der Ukraine. Es macht mich traurig, dass es wieder Krieg gibt.
Die letzten Kriege in Europa waren fürchterlich mit Millionen von Toten.
Ich habe mir dazu Gedanken gemacht und ein Gedicht geschrieben.

KRIEG

Warum ist schon wieder Krieg?
Warum sterben tausende unschuldige Menschen?
Erschossen, ermordet, verhungert oder erfroren.
Im Krieg, auf dem Schlachtfeld, sind alle verloren.

Warum ist schon wieder Krieg?
Mit Bombenhagel und Raketen.
Wo unschuldige Menschen verschüttet werden unter Trümmern und Steinen.
Schwer verletzt nur noch wimmern und weinen.

Warum ist schon wieder Krieg?
Mit Panzern und Gewehren.
Wo tausende Menschen erschossen werden
und mit großen Schmerzen sterben.

Warum ist schon wieder Krieg?
Hass, Größenwahn oder Rache.
Nichts ist ein Grund für einen Krieg.
Denn wenn unschuldige Menschen sterben, gibt es keinen Sieg.

Warum ist schon wieder Krieg?
Haben wir nichts gelernt?
Sind wir Menschen dumm und blind?
Spüren wir nicht den Todeswind?

Warum ist schon wieder Krieg?
Wer stirbt, sieht keine Sonnenstrahlen mehr.
Spürt den Regen nicht auf der Haut.
Kann nicht mehr leben, lieben, lachen.

Warum ist schon wieder Krieg?
Wir sollten für alle Opfer beten,
für alle Toten und die noch leben.
Und niemals den Glauben aufgeben.

Warum ist schon wieder Krieg?
Lasst uns Frieden schaffen ohne Waffen,
damit die Welt für uns Kinder noch lebenswert bleibt.


Edina Bonasch:

Mein Name ist Edina Bonasch und ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie sie sich gefühlt haben, als sie Familienmitglieder, Freunde oder Partner verloren haben. Allein der Gedanke jetzt meine Familie oder Freunde zu verlieren, macht mich fertig. Meine Familie und Freunde sind das Wichtigste in meinem Leben. Ich denke das war bei Ihnen auch so, ich weiß es ist nicht selbstverständlich aber meine Familie und Freunde unterstützen mich bei allem was ich mache oder sind immer für mich da, dafür bin ich sehr dankbar. Deshalb finde ich es umso wichtiger an diesem Tag heute den Verstorbenen zu gedenken und den Familienmitgliedern und Freunden zu zeigen, dass sie nicht allein sind. In der Hoffnung, den Schmerz ein wenig zu lindern.

Jetzt würde ich Ihnen gerne 2 Strophen aus einem Gedicht von Hubert Janssen vorlesen.

Wann lernen Menschen wirklich zu verstehen,
dass Kriegsgewalt nur Leid und Not gebiert?
Wann werden wir die Friedensstraße gehen,
die Freund und Feind zum Miteinander führt?

Was sich weltweit ereignet heutzutage,
kann nicht im Sinne unsrer Toten sein.
Wir müssen mutig Friedenswege wagen;
das schließt Bereitschaft zur Versöhnung ein.

Das Gedicht von Hubert Janssen passt, finde ich, sehr gut in die derzeitige Situation, die Kämpfe in der Ukraine und auf der Krim , Georgienkrieg 2008, der seit Jahren anhaltende blutige Burgerkrieg führt nur zu zahlreichen unüberschaubaren Opfern, Terror und viel Blutvergießen aber natürlich auch viele andere Konflikte bei denen mehrere tausende von Menschen ums Leben gekommen sind beziehungsweise kommen.

Warum lernen wir nicht aus Fehlern, die gemacht wurden? Das Leben wäre so viel einfacher, wenn es keine Kriege geben würde… wir könnten alle in Ruhe leben und müssten nicht jeden Tag um Familienmitglieder oder Freunde trauern. Ich wünsche mir für die Zukunft wir könnten alle in Frieden leben andere Meinungen, Religionen, Herkunft oder Aussehen akzeptieren und das man nicht wegen diesen Dingen verurteilt wird, so könnten wir alle friedlich miteinander Leben.

Mein Schlusswort wäre: Ich mag das folgende Zitat sehr: „Stellen wir uns vor es ist Krieg und keiner geht hin.

Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit


Elijah Schmid

“Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.

Wir gedenken den Soldaten, die in den Kriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder auch danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren.

Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem andere Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde.

Wir gedenken derer, die ums Leben kamen weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.

Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Soldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Einsatz ihr Leben verloren.

Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt gegen Fremde und Schwache Opfer geworden sind.

Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten, und teilen ihren Schmerz.

Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung und Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.“

Dies waren die Worte von Bundespräsident Theodor Heuss im Jahre 1952

Jetzt stehe ich hier, mein Name ist Elijah Schmid und ich finde diese Rede, die 70 Jahre alt ist, gut und passend zur heutigen Zeit.

Wenn man auf den Ukraine Krieg blickt und mitbekommt, wieviel Zerstörung die Menschen dort erfahren müssen. Wieviel Leid die Familien erleiden, mit dem Verlust von Kindern, Frauen und Männern. Wie Unnütz Krieg doch ist.

Die Verfolgung und Nötigung von Menschen, die anderer Meinung sind, und diese laut aussprechen oder zeigen.

Die Verfolgung und Nötigung von Menschen, die eine andere Hautfarbe oder Religion haben.

All das finde ich einfach nur traurig.

Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung und Versöhnung unter den Menschen und Völkern.

Und ich hoffe, dass die Menschen irgendwann verstehen, dass Frieden immer noch die das höchste Gut ist.


Leonie Fischer

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Leonie Fischer. Meine Klassenkameraden und ich, aus der 10. Klasse der Lehenbachschule, fühlen uns geehrt heute mit Ihnen unsere Gedanken teilen zu dürfen.

Heute gedenken wir den Menschen, die in den Kriegen ihre Leben opfern mussten. Auch für mich ist es bedeutsam in meinem Umfeld damit jeden Tag konfrontiert zu werden. Meine Uroma erlebte den 2. Weltkrieg mit, sie wuchs unter diesen Lebensumständen auf.

Bis heute erzählt sie jeden Tag bei einer Tasse Kaffee wie sie diese Tragödie selbst miterlebt hat. Sie gingen abends schon in den Trainingshosen ins Bett und warteten förmlich nur darauf wieder in den Keller zu müssen. Sie ist dement und das ist was ihr im Kopf blieb. Damit möchte ich noch auf die überlebenden des 2. Weltkrieges eingehen. Viele von Ihnen haben immer noch mit den Verlusten und Erlebnissen zu kämpfen und werden diese nie richtig verarbeiten können.

Viele Leute sagen die Weltkriege sind schon so lange her, wieso trauern wir um die Verstorbenen, schreiben diese Geschichten ins Geschichtsbuch und behandeln dieses Thema jedes Jahr in der Schule? Wieso vergessen wir nicht einfach was passiert ist?

Meine Antwort dazu lautet: Wir sollten sowas niemals vergessen. So viel Leid, Trauer, Blut und Schmerz darf nicht in Vergessenheit geraten. Denn wie wir heute noch sehen, hat die Welt immer noch nicht aus diesen Fehlern gelernt. In Europa und auf der ganzen Welt herrscht erneut Krieg, was man sich so gar nicht vorstellen kann. Erneut sterben Unschuldige Menschen, die nur einen Befehl ausführen oder angegriffen werden. Wieso müssen wir im 21. Jahrhundert uns noch Sorgen über den Krieg machen.

Ich finde dieser Volkstrauertag ist eine wichtige Botschaft, um auf das Leid der aktuellen Opfer, sowie auf das Leid aller vergangenen Opfern aufmerksam zu machen. Wir sollten nicht um den Frieden kämpfen, sondern er sollte selbstverständlich sein.

Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit


Lilly Bork

Mein Name ist Lilly Bork. Die richtigen Worte passend zum Volkstrauertag zu finden ist mit Sicherheit nicht einfach. Ich habe mir zu Beginn erst einmal Gedanken gemacht, was mir dazu einfällt und was ich damit verbinde.

Mir ist direkt meine Oma eingefallen. Sie erlebte die Nachkriegszeit und oft, wenn ich mit ihr rede, erzählt sie mir von ihrer Vergangenheit. Durch sie kenne ich außerdem das bekannte Lied „Sag´ mir, wo die Blumen sind“. Dieses Lied entstand zu dieser Zeit und ich finde es bringt sehr gut auf den Punkt, was viele Menschen zu dieser Zeit gedacht oder gefühlt haben könnten. Ich möchte Ihnen nun eine Strophe vorlesen:

Sag´, wo die Soldaten sind.
Wo sind sie geblieben?
Sag ´wo die Soldaten sind.
Was ist geschehen?
Sag´, wo die Soldaten sind.
Über Gräber weht der Wind.
Wann wird man je verstehen?
Wann wird man je verstehen?

Das Lied wurde 1955 von dem Amerikaner Pete Seeger geschrieben, wurde ins Deutsche übersetzt und ist, wie ich finde, auch jetzt noch super aktuell. Denn auch wenn sich vieles verändert hat, ist das Thema Krieg gerade jetzt erstmals auch wieder in Europa richtig präsent. Ich denke viele von uns werden sich genau dasselbe fragen wie Pete Seeger: Wann wird man je verstehen?

Diese Frage habe ich mir in letzter Zeit häufig gestellt. Mit dem Thema Krieg habe ich mich außer in der Schule nie wirklich befasst. Doch jetzt ist der Krieg sehr real. Selbst wenn man sich nicht mit dem Ukrainekrieg auseinandersetzt, kommt man nicht daran vorbei. Es herrscht Krieg in Europa und wir bekommen diesen und die Folgen täglich mit. Seit dem Krieg habe ich Sorgen, die ich so davor nicht hatte. Wie wird das mit dem Krieg enden? Bleibt es für uns dabei, dass die Lebensmittel teurer sind? Wie wird das mit dem Gas? Wird man sich einig oder muss man grundlegend umdenken? Kann man die Verantwortung wirklich auf einzelne Menschen schieben? Nach all dem ist es schon berechtigt sich zu fragen, warum das Ganze? Hat der Mensch nicht aus seinen Fehlern gelernt? Bis vor ein paar Monaten habe ich nie über den Frieden und die Privilegien, die wir hier haben, nachgedacht. Es war einfach selbstverständlich und normal. Doch jetzt, durch den Ukrainekrieg und dadurch, dass ich mich etwas mehr damit befasst habe, ist mir deutlich vor Augen geführt worden, dass Frieden keine Selbstverständlichkeit ist und wie dankbar wir sein sollten. Ich bin besonders dankbar für die Menschen um mich herum, die mich so gut kennen und unterstützen, so dass ich mir über Sachen wie Sicherheit, Bildung und Hygiene keine Gedanken machen muss. Auch über – für uns so einfache und selbstverständliche Dinge – wie Schlaf und Nahrung oder dass hier eben kein Krieg herrscht, muss ich nicht nachdenken.

Die Dinge, die ich gerade aufgezählt habe, sind scheinbar so unspektakulär, dass man sich darüber oft keine Gedanken macht. Wir haben die Möglichkeit uns selbst zu verwirklichen, unbegrenzt Dinge zu erleben und das Beste aus sich herauszuholen. Das ist etwas von dem andere Menschen nur träumen können.

Mir stellt sich nun folgende Frage:

Was sind wir überhaupt bereit für die oben genannten Privilegien zu geben?

Mit dieser Frage würde ich gerne abschließen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.